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Da die Regeln der Kaschrut ...

a) komplexer sind, als es hier dargestellt werden kann

b) und zudem sehr unterschiedlich gehandhabt werden

c) aber andererseits im täglichen Leben praktische Auswirkung haben

gibt es zu diesem Thema viele häufig gestellte Fragen:

  • wie kann ich die Trennung von milchiger und fleischiger Küche in einer kleinen Wohnung realisieren?

Der Traum einer orthodoxen Hausfrau ist natürlich eine große Küche mit zwei Spülbecken, zwei Kühlschränken und zwei Herden und Backöfen für jeweils Milchiges und Fleischiges. Im normalen Leben läßt sich das aber oft nicht realisieren. Einige entscheiden sich dafür, einfach nur eine rein milchige ODER fleischige Küche zu führen. Andere weisen einfach unterschiedliche Arbeitsflächen ihrer milchigen und fleischigen Benutzung zu. Bei jedweden Fragen bezüglich Kaschrut in der eigenen Küche wird immer geraten, den ortsansässigen orthodoxen Rabbiner um Rat zu Fragen. Das kann z.B. auch mit speziell gekennzeichneten Plastikunterlagen passieren, wenn man wirklich nur eine kleine Arbeitsfläche zur Verfügung hat.

Um wirklich koscher zu halten, muß man verschiedene Töpfe, Teller, Pfannen, Besteck, Schüsseln, Pfannenwender, Untersetzer, Salzstreuer etc. für Milchiges und Fleischiges benutzen. In einer kleinen Küche heißt das, daß man die Küchenausstattung auf ein Minimum beschränkt und die vorhandenen Utensilien mit einem Farbschema kennzeichnet. Oft wird rot für Fleischiges und blau für Milchiges verwendet. Dafür gibt es kleine Aufkleber oder Anhänger für Töpfe zu kaufen, die man verwenden kann. Auf Schöpfkellen und Holzlöffel kann man auch farbige Linien malen oder die Farbe mit Tesafilm aufkleben. Manche nehmen noch grün, gelb oder weiß für neutrale Speisen her, aber das wird in einer sehr kleinen Küche wird dafür eher weniger Platz sein. Die unterschiedlich gekennzeichneten Teller, Töpfe und Besteck sollten auch in unterschiedlichen Schränken gelagert werden, um Verwechslungen zu vermeiden.

Die Spüle

Wer keine zwei getrennten Spülen hat, kann sich mit unterschiedlichen Plastikschüsseln behelfen, die er zum Spülen verwendet. Die Spüle selbst ist dann nämlich nicht koscher, und es sollten keine Teller, Essen oder sonstiges direkt in die Spüle gestellt werden. Es sollen auch getrennte Spülschwämme, Lappen und Küchentücher verwendet werden. Auch getrennte Abtropfgestelle können helfen. Spülen, die vor dem Kaschern der Küche benutzt wurden, werden ebenfalls als nicht-koscher angesehen. Nur Edelstahlspülen können mit einer gründlichen Reinigung, kochendem Wasser und einer Wartezeit von 24 Stunden vor Benutzung koscher gemacht werden.

Oberflächen und Haushaltsgeräte

Auch Arbeitsflächen und Haushaltsgeräte müssen in Milchiges und Fleischiges getrennt werden. Wenn man zu wenig Platz hat, muß man sich entscheiden – benutze ich meinen Handmixer z.B. nur für Milchiges? Dann muß ich mir bei Fleischigem per Hand behelfen.

Tische

Man kann denselben Tisch für milchige und fleischige Mahlzeiten verwenden, wenn man unterschiedliche Tischdecken oder Platzsets unterlegt. Man kann z.B. die Tischoberfläche als milchig deklarieren und dann nur bei fleischigen Mahlzeiten ein Tischtuch unterlegen.

Kühlschränke und Gefrierfächer

Ein Kühl- und Gefrierschrank kann für sowohl Milchiges als auch Fleischiges verwendet werden, allerdings sollte man diese Lebensmittel in unterschiedlichen Fächern zusammen lagern, damit sich nichts durch z.B. Auslaufen vermischen kann. Um ganz sicher zu gehen, kann man die Fächer mit Aluminiumfolie oder Plastik auskleiden, dann verschmutzen auslaufende Lebensmittel nicht gleich den Kühlschrank, sondern nur die Abdeckung, die einfach wieder ausgetauscht werden kann. Da Wärme und Hitze bei der Vermischung von Milchigem und Fleischigem eine Rolle spielt, sollten keine heißen Speisen in den Kühlschrank gegeben werden um Probleme zu vermeiden.

Der Herd

Wo Hitze beteiligt ist, werden die Koscherregeln noch komplexer. Manche benutzen den ganzen Herd für eine Kategorie (z.B. nur Fleischiges) und nutzen eine mobile Herdplatte für die andere Kategorie. Wieder andere setzen bestimmte Herdplatten fest, die sie für Milchiges und Fleischiges benutzen. Wo das nicht möglich ist, muß man die Herdplatten ganz besonders sauber halten.

Man sollte aber in jedem Fall vermeiden, beide Arten von Essen gleichzeitig zu kochen, da durch den Dampf oder Spritzer Essen von einem Topf in den anderen gelangen könnte, was ernsthafte Kaschrutprobleme bezüglich der Töpfe und den Speisen schaffen würde. Wo eine solche Vermeidung nicht möglich ist, muß man sicherstellen, daß die Töpfe sehr dicht schließen, nie gleichzeitig gehoben werden oder nur in die entgegengesetzte Richtung geöffnet werden. Man kann die Töpfe aber auch mit einem aufgestellten Blech voneinander trennen.

Ofen und Grill

Am besten benutzt man den Ofen für nur eine Art Essen. Um trotzdem etwas anderes zu backen oder zu garen, werden Toasteröfen oder tragbare Grills verwendet. Milchiges und Fleischiges sollte NIE gemeinsam in einem Ofen gebacken werden oder Fleischiges z.B. nicht in einem milchigen Ofen. Allerdings gibt es wohl auch Möglichkeiten, einen Ofen Parve, also neutral zu halten und sowohl für Milchiges und Fleischiges zu benutzen. Das kann einem ein orthodoxer Rabbiner erklären. Grundsätzlich müssen dabei die Speisen rundherum fest z. B. mit Alufolie verpackt sein, auch am Boden der Behältnisses. Dabei darf die Folie nur abgenommen werden, wenn das Behältnis komplett aus dem Ofen entfernt ist.

Kleine Haushaltsgeräte

Bei Mixern, Pürierstäben oder ähnlichem darf zwar derselbe Motor verwendet werden, doch müssen unterschiedliche Aufsätze für Milchiges und Fleischiges verwendet werden. Trotzdem muß das Gerät bzw. der Motor nach jedem Gebrauch immer sehr sorgfältig gereinigt werden.

Spülmaschine

Idealerweise sollte eine Spülmaschine nur für eine Sorte Geschirr benutzt werden. Bei Fragen kann einem ein orthodoxer Rabbiner weiterhelfen.

Quelle: www.ok.org/consumers/your-kosher-kitchen-a-primer-to-going-kosher/

Die oben genannten Maßnahmen sind auf das orthodoxe Verständnis der Kaschrut angelegt, also sehr sehr streng. Liberale Juden haben teilweise auch unterschiedliche Bestecke, Teller und Töpfe für Milchiges und Fleischiges, doch andere trennen nur ihre Mahlzeiten, nicht aber das Geschirr. Für viele liberalere Juden genügt eine gründliche Reinigung ihrer Küchenausstattung und benutzen alles für beide Speisekategorien. Manche benutzen auch ihre Spülmaschine für beide Sorten Geschirr, lassen aber zwischen Milchigem und Fleischigen einen Zyklus leer durchlaufen, um die Spülmaschine zu reinigen. Manche Rabbiner argumentieren auch, daß das Spülmittel sowohl in der Maschine als auch im Spülwasser eventuelle Speisereste ungenießbar macht und daher eine „Vermischung“ von Milchigem und Fleischigem in diesem Sinne gar nicht stattfindet. Die Kaschrut muß einfach genau studiert werden, um eine Lösung zu finden, daher sollte man sich immer mit einem Rabbiner beraten.

  • wie lange muss ich nach Milch- bzw. Fleisch-Genuß warten, bis ich wieder von der anderen Speisegruppen essen darf?

Nach der Halacha muss nach dem Verzehr von Fleisch einige Stunden gewartet werden, bevor milchig gegessen werden darf, weil Fleisch langsamer verdaut wird und zwischen den Zähnen stecken bleibt. Wenn man sofort milchig essen würde, käme dies einem verbotenen gleichzeitigen Verzehr von Fleisch und Milch gleich. Die reguläre Wartezeit beträgt sechs Stunden, doch halten manche eine dreistündige Wartezeit für ausreichend. Nach dem Verzehr von Milchigem sollte man den Mund ausspülen und eine halbe Stunde warten, dann kann man Fleischiges essen.

  • was essen orthodoxe Juden in Israel während des "7. Jahres"?

Es ist nicht überraschend zu sehen, dass die Tora genau dieses Problem anspricht. «Und wenn ihr sagt: ‹Was werden wir essen im siebten Jahr? Siehe, wir dürfen nicht säen und nicht unseren Ertrag einsammeln.» Ich aber werde euch meinen Segen gebieten im sechsten Jahr, und es wird den Ertrag bringen für drei Jahre» (Leviticus 25.20–21).

Das 7. Jahr, die Schmitta, ist das Jahr der Brache. Die Produkte des siebten Jahres, die von selber wachsen, dürfen gegessen werden. Früchte, die mit Hydrokultur aufgezogen werden, wobei Kies, Stroh oder Sand verwendet werden, sind ebenfalls erlaubt.

Aber natürlich ist die Sache komplexer. Ein interessanter Link zum Thema findet sich unter https://www.hagalil.com/schweiz/israelit/shmita.htm.

  • warum heißen "gefilte Fisch" gefilte Fisch? -

Gemäß ursprünglichem Gericht füllt man einen kompletten koscheren Fisch (traditionellerweise Karpfen, oft auch Hecht oder Weißfisch) mit der gewürzten Fischfarce. Bisweilen vereinfacht man das Gericht aber häufig, indem man die Farce in eine Auflaufform o.ä. füllt (sozusagen nur noch die Füllung vom gefüllten Fisch)

  • ist der Stör ein Fisch im Sinne der Kaschrut und darf man Kaviar essen?

Ob ein Fisch koscher ist hängt davon ab, ob er Schuppen hat. Der Stör gilt als unrein.
siehe: https://de.chabad.org/parshah/article_cdo/aid/2102144/jewish/Alles-ber-koschere-Fische.htm???

Schwarzer Kaviar ist als Ei des Stör daher treife, während der rote Kaviar als Ei des Lachs koscher ist.

  • ist das Schächten nicht eine grausame Methode?

Hierzu gibt es viele Meinungen: das Selbstverständnis der Kaschrut geht davon aus, dass das Schächten die für das Tier schonendste Methode der Tötung darstellt.

  • sind die Regeln der Kaschrut verkappte Hygiene-Regeln aus dem heißen Mittelmeerraum?

Nein, ...

  • etc.

Solchen und ähnlichen Fragen lässt sich auch anhand unzähliger Hinweise im Internet nachgehen. Achtung: es gibt wie gesagt sehr unterschiedliche Bewertungen und Auslegungen. Wir empfehlen hier exemplarisch folgenden Link:

Die entsprechende Seite von "Talmud.de - das Judentum in Deutschland"